Beim Avignon „off“-Festival, die unglaubliche „Happy Apocalypse“


In Avignon gibt es Tage, an denen man nicht mehr weiß, ob man künstlerisch „in“ oder „off“ ist, da diese Grenze bei zeitgenössischen Kreationen zu verschwimmen scheint. So verlässt man Happy Apocalypse, präsentiert im Théâtre 11, fassungslos. Das neue Stück von Jean-Christophe Dollé und seiner burgundischen Kompanie Fouic bietet ein absolutes Spektakel. Ob es die atemberaubend kreative Szenografie mit all den kleinen Welten ist, die sie enthüllt, die Kraft der originellen Live-Pop-Rock-Musik, die Kostüme und Tiermasken, die uns in eine ungewöhnliche Welt eintauchen lassen, oder die unglaubliche, futuristische Geschichte, die einer avantgardistischen Fabel würdig ist – alles daran ist verrückt.
Dieses Theater der Vorfreude erinnert an den Schock, den man 2023 beim Entdecken von Thomas Cailleys Film „ Animal Kingdom “ empfand. In „Happy Apocalypse“ ist Pearl, die junge Heldin, der erste Hybrid aus Mensch und Tier, gekreuzt mit einem Komodowaran. Doch hier endet der Vergleich auch schon, denn es handelt sich nicht um eine Mutation, die mit einer neuen Krankheit in Verbindung gebracht wird, sondern um genetische Manipulation. Im Ungehorsam gegenüber ihrer Mutter, einer Physikerin, will sie sich nicht länger den Behandlungen unterziehen, die ihre Andersartigkeit aufheben würden. Pearl symbolisiert den grenzenlosen „Fortschritt“, der die Welt in eine Sackgasse treibt, und verwischt zugleich die Grenzen zwischen Wissenschaft und Fantasie.
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Le Monde